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Forum "Uni-Finanzmathematik" - Berechnung Rendite Anleihe
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Berechnung Rendite Anleihe: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 21:20 Do 15.04.2010
Autor: andi02

Aufgabe
Folgende Anleihen mit entsprechender Laufzeit, Kupons und aktuelle Preise stehen zur Auswahl. Welche Anleihe ist vorteilhafter aus der Sicht eines Buy-and-Hold Investor?

Bond 1: Kupon 6, Preis 99,1, Laufzeit 4 Jahre, Nominale 100
Bond 2: Kupon 7, Preis 101,8, Laufzeit 4 Jahre, Nominale 100

Mir ist klar, dass man hier jeweils die Rendite ausrechnen muss, nur hab ich keine Ahnung, wie ich ein solches Polynom 4. Grades lösen soll. Das Ergebnis sollte bei Bond 1 6,26 % und bei Bond 2 6,47 % sein.

LG

Ich habe diese Frage auch in folgenden Foren auf anderen Internetseiten gestellt:
http://forum.oeh-wu.at/threads/78710-Berechnung-Rendite-von-Anleihen-%28Konstantinov%29?p=776852#post776852

        
Bezug
Berechnung Rendite Anleihe: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 01:18 Fr 16.04.2010
Autor: VNV_Tommy

Hallo andi02,

> Welche Anleihe ist vorteilhafter aus der Sicht eines Buy-and-Hold Investor?
>  
> Bond 1: Kupon 6, Preis 99,1, Laufzeit 4 Jahre, Nominale 100
>  Bond 2: Kupon 7, Preis 101,8, Laufzeit 4 Jahre, Nominale 100
>  Mir ist klar, dass man hier jeweils die Rendite ausrechnen
> muss, nur hab ich keine Ahnung, wie ich ein solches Polynom
> 4. Grades lösen soll. Das Ergebnis sollte bei Bond 1 6,26
> % und bei Bond 2 6,47 % sein.

Da beide Anleihen die gleiche Laufzeit und den gleichen Nennwert haben sind Sie vergleichbar. Sie unterscheiden sich lediglich im der Höhe des Kuponzinses.

Da Anleihe 1 unter pari (99,1) notiert, kann man schlussfolgern, dass hier ein Marktzins von mehr als 6,0 % existieren muss (wenn der Marktzins größer als der Kuponzins ist, notiert die Anleihe unter pari). Bei Anleihe 2 existiert offensichtlich ein Marktzins von weniger als 7,0 %, da die Anleihe über pari (101,8) notiert.

Wenn eine Anleihe erworben und bis zur Endfälligkeit (hier in beiden Fällen 4 Jahre) gehalten wird, entspricht der Marktzins bei Erwerb der Anleihe dem YTM (Yield to maturity = Verzinsung bis zur Endfälligkeit der Anleihe). Und genau diesen müsstest du, wie du schon festgestellt hast, ermitteln.

Das Polynom vierten Grades zwingt dich - meiner Meinung nach - allerdings dazu hier die klassische try-and-error-Methode durchzuführen. Du könntest bei Anleihe 1 ja mit einem Zins von 6,5% beginnen und dann schauen, ob der Wert aller diskontierter Zahlungen größer oder kleiner als 99,1 ist. Ist er geringer als 99,1, dann muss die Verzinsung am Markt höher als 6,5 % sein - du müsstest also einen höheren Zins für die nächste Kalkulation wählen (un dvice versa). So tastest du dich Stück für Stück an den richtigen Zins heran. Bei Anleihe 2 wäre das gleiche zu tun, nur müsstest du dich dort von 7,0 % abwärts bewegen.

Wenn noch Fragen sind, dann her damit. ;-)

Gruß,
Tommy

Bezug
        
Bezug
Berechnung Rendite Anleihe: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 12:42 Fr 16.04.2010
Autor: Blech

Hi,

>  Mir ist klar, dass man hier jeweils die Rendite ausrechnen
> muss, nur hab ich keine Ahnung, wie ich ein solches Polynom
> 4. Grades lösen soll. Das Ergebnis sollte bei Bond 1 6,26

Taschenrechner und Matheprogramme bieten solver, die Nullstellen finden.

Von Hand nimmst Du das []Newton-Verfahren (btw. Wikipedia hat hier die beste Animation zum Verfahren, die ich je gesehen habe =).

Der Einfachheit halber berechnen wir [mm] $x:=\frac1{1+r}$, [/mm] wobei r der Zins ist.

Dann ist die Formel für die erste:
[mm] $f(x):=(100+6)x^4+6x^3+6x^2+6x-99,1\overset{!}{=}0$ [/mm]

dann die Ableitung bilden und in die Iterationsformel des Newton-Verfahrens einsetzen:

[mm] $x_{n+1}=x_n-\frac{f(x_n)}{f'(x_n)}$ [/mm]

Jetzt fehlt noch ein Startwert [mm] $x_0$. [/mm] Wir wissen, daß r um die 6% sein wird (wenn wir uns das ganze einfach nur ansehen), also ist

[mm] $x_0=\frac1{1+0.06}$ [/mm]

ein guter Startwert.

Da er so gut ist, und die Funktion in der Umgebung der Nullstelle sehr human aussieht, konvergiert es in 2 Schritten auf ausreichende Genauigkeit.



Zu Computerprogrammen. In []R sieht das ganze so aus:

1: > z<- function (x,K,P) (100+K)/x^4 + K*(1/x^3 + 1/x^2 + 1/x) - P
2: > uniroot(z, c(0.5, 1.5), K = 6, P = 99.1, tol = 1e-10)
3: $root
4: [1] 1.062613
5:
6: $f.root
7: [1] 8.526513e-13
8:
9: $iter
10: [1] 9
11:
12: $estim.prec
13: [1] 5.000045e-11
14:
15: > uniroot(z, c(0.5, 1.5), K = 7, P = 101.8, tol = 1e-10)
16: $root
17: [1] 1.064749
18:
19: $f.root
20: [1] 1.094236e-12
21:
22: $iter
23: [1] 9
24:
25: $estim.prec
26: [1] 5.000045e-11


ciao
Stefan

Bezug
                
Bezug
Berechnung Rendite Anleihe: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 15:20 Fr 16.04.2010
Autor: andi02

Vielen Dank für die bisherhigen Antworten. Da ich es leider wenn händisch rechnen werde müssen (nicht einmal programmierbare Taschenrechner) - könnte man den YTM nicht auch Annäherungsweise mittels Interpolationsformel errechnen?

Bezug
                        
Bezug
Berechnung Rendite Anleihe: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 22:57 Fr 16.04.2010
Autor: Blech

Hi,

> Vielen Dank für die bisherhigen Antworten. Da ich es
> leider wenn händisch rechnen werde müssen (nicht einmal
> programmierbare Taschenrechner) - könnte man den YTM nicht
> auch Annäherungsweise mittels Interpolationsformel
> errechnen?  

Erm, die Hälfte meiner Antwort sagt, wie Du's per hand machst...

=)

ciao
Stefan

Bezug
                        
Bezug
Berechnung Rendite Anleihe: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 06:06 Sa 17.04.2010
Autor: Josef

Hallo andi,

> Vielen Dank für die bisherhigen Antworten. Da ich es
> leider wenn händisch rechnen werde müssen (nicht einmal
> programmierbare Taschenrechner) - könnte man den YTM nicht
> auch Annäherungsweise mittels Interpolationsformel
> errechnen?  

Ja, kannst du!

Bei Berechnung von Kurs und Effektivverzinsung wird üblicherweise die Kursformel angewandt:

[mm] \bruch{6}{q^4}*\bruch{q^4 -1}{q}*\bruch{100}{q^4} [/mm] = 99,1

Durch lineare Interpolation ergibt sich durch mehrere Schritte q:

1. Schritt:

[mm] \bruch{6}{99,1}*100 [/mm] = 6,05449


2. Schritt:

6,05449 + [mm] \bruch{100-99,1}{4} [/mm] = 6,27949


3. Schritt:

6,05449 + [mm] \bruch{\bruch{100-99,1}{4}}{99,1}*100 [/mm] = 6,28153



Die Effektivverzinsung beträgt also ungefähr 6,27949 % bzw. 6,28153 %.


4. Schritt:

bei einem Zins von 6,27949 % ergibt sich ein Kurs von 99,0376

Tatsächlich beträgt der Kurs jedoch 99,1.
Die Effektivverzinsung muss unter 6,27949 liegen.


Zur Verfeinerung der Berechnung wird davon ausgegangen, dass die Effektivverzinsung zwischen 6 % und 6,28 % liegt.

Bei einem Zinssatz von 6 % ergibt sich ein Kurs von:


[mm] \bruch{6}{1,06^4}*\bruch{1,06^4 -1}{0,06}+\bruch{100}{1,06^4} [/mm] = 100

und bei einem Zinssatz von 6,28 %:

[mm] \bruch{6}{1,0628^4}*\bruch{1,0628^4 -1}{0,0628}+\bruch{100}{1,0628^4} [/mm] = 99,0359



5. Schritt:

Die Effektivverzinsung bei einem Kurs von 99,1 läßt sich nun durch lineare Interpolation ermitteln. Aus der Relation

[mm] \bruch{100-99,1}{100-99,0359} [/mm] = [mm] \bruch{6-p}{6-6,28} [/mm]

ergibt sich durch Auflösung nach p die Effektivverzinsung von 6,26138 %.



Viele Grüße
Josef

Bezug
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