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(Frage) beantwortet | Datum: | 20:24 Di 01.04.2008 | Autor: | T.T. |
Aufgabe | Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Cafe am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Aufgabe: Interpretiere Strophe 3. |
Genau diese Strophe verstehe ich nicht so ganz.
Vorallem verstehe ich den 2. und 3. vers der strophe 3 nicht; wie ich das interpretieren könnte.
Danke im vorraus!
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 20:34 Di 01.04.2008 | Autor: | Bastiane |
Hallo T.T.!
> Sachliche Romanze
> Als sie einander acht Jahre kannten
> (und man darf sagen: sie kannten sich gut),
> kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
> Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
>
> Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
> versuchten Küsse, als ob nichts sei,
> und sahen sich an und wußten nicht weiter.
> Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
>
> Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
> Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
> und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
> Nebenan übte ein Mensch Klavier.
>
> Sie gingen ins kleinste Cafe am Ort
> und rührten in ihren Tassen.
> Am Abend saßen sie immer noch dort.
> Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
> und konnten es einfach nicht fassen.
>
>
> Aufgabe: Interpretiere Strophe 3.
> Genau diese Strophe verstehe ich nicht so ganz.
> Vorallem verstehe ich den 2. und 3. vers der strophe 3
> nicht; wie ich das interpretieren könnte.
> Danke im vorraus!
Vielleicht soll die 3. Strophe ausdrücken, wie "fremd" sie sich geworden sind, weil die Sachen alle irgendwie erstens in sich nicht zusammen hängen und zweitens mit ihnen selbst nichts zu tun haben...
Aber sag mir nochmal gerade, von wem dieses Gedicht stammt - irgendwoher kenne ich das...
Viele Grüße
Bastiane
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 21:20 Di 01.04.2008 | Autor: | T.T. |
dieses Gedicht ist von Erich Kästner
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 21:22 Di 01.04.2008 | Autor: | T.T. |
achso und noch Danke für deine Hilfe
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(Antwort) fertig | Datum: | 16:23 Mi 02.04.2008 | Autor: | Youri |
Hallo T.T.!
Ich hab ja gar kein Gedächtnis für Gedichte usw. - die einzigen beiden
Gedichte, die mich in meiner Schulzeit nachhaltig beeindruckt haben,
waren Der Panther
und "Deine" Sachliche Romanze...
Aber nun zu Deiner Frage:
> Sachliche Romanze
[schnipp]
> Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
>
> Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
> Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
> und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
> Nebenan übte ein Mensch Klavier.
[schnipp]
>
> Aufgabe: Interpretiere Strophe 3.
Nun - zunächst einmal ist gerade Deine Irritation bzgl.
dieser Strophe schon sehr vielsagend, da sie wohl beabsichtigt ist.
Ein Paar hat eine schlimme Erkenntnis - nach offenbar einiger Zeit
des Zusammenseins/lebens merken sie, dass ihre Beziehung vorbei ist.
Es stellt sich die Frage, wie derartiges in einer Beziehung passieren kann:
es gibt keinen akuten Auslöser (Streit, Meinungsabweichung), vielmehr
ist der Zeitpunkt der Loslösung / Entfremdung wohl schon länger verstrichen.
In der Beziehung gibt es offentlich einen Mangel an Kommunikation
Die Frau weint, der Mann ist vermutlich bedrückt/schweigsam - und
das Leben geht einfach weiter.
Strophe drei zeigt nach meiner Meinung genau dieses: für die beiden hat sich ein wichtiger Aspekt ihres Lebens verändert, die Welt drumherum dreht sich weiter.
Genaugenommen könnte man aber auch sagen, dass sich akut gar nichts geändert hat - der Zustand der beiden Personen und ihre Bindung ist unverändert, der einzige Unterschied zum vorherigen Lebensablauf ist die Erkenntnis der beiden, dass es vorbei ist.
Tja und für mich ist diese Beschreibung von Nebensächlichkeiten und Alltagsgeplänkel (Was interessiert in diesem Moment eine Tasse Kaffee? Gibt es nicht wichtigerers zu besprechen?) genau dieses.
Naja, so oder so ähnlich.
Liebe Grüße,
Andrea.
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> Sachliche Romanze
> Als sie einander acht Jahre kannten
> (und man darf sagen: sie kannten sich gut),
> kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
> Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
>
> Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
> versuchten Küsse, als ob nichts sei,
> und sahen sich an und wußten nicht weiter.
> Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
>
> Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
> Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
> und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
> Nebenan übte ein Mensch Klavier.
>
> Sie gingen ins kleinste Cafe am Ort
> und rührten in ihren Tassen.
> Am Abend saßen sie immer noch dort.
> Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
> und konnten es einfach nicht fassen.
>
>
> Aufgabe: Interpretiere Strophe 3.
Hallo,
ich interpretiere die Strophe teils ähnlich wie Youri und doch anders.
Die Liebe zwischen den beiden ist abhanden gekommen. Sie weint. Er steht dabei.
Dies wäre eigentlich ein Grund, sich einander zuzuwenden.
Ihre Blicke gehen nach außen. Sie sehen Schiffe, statt sich anzusehen, und sie hören den klavierspielenden Nachbarn, statt sich gegenseitig zuzuhören. Können sie ja auch nicht, weil keiner was sagt.
Ich verstehe hier, warum die Liebe abhandengekommen ist: als Folge von Sprachlosigkeit und Nebeneinander statt Zuwendung. Liebe muß am Leben gehalten werden.
Das einzige, was ihnen einfällt, ist, daß die rechte Uhrzeit(!) für die Tasse Kaffee gekommen ist.
"Komm, wir trinken eine Tasse Kaffe und reden", das wäre vielleicht eine gute Idee.
Sie aber schweigen sich weiter an und wundern sich auch noch.
(Ich glaube, sie werden bis ans Lebensende so weitermachen, und permanent das Gefühl haben, etwas versäumt zu haben in dem Leben, welches vorbeizieht an ihnen.)
Die Schiffe mit ihrem fernen Ziel vielleicht auch als vorbeiziehendes Leben.
Gruß v. Angela
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