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Forum "Politik/Wirtschaft" - Immobilienmarkt-Krise USA
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Immobilienmarkt-Krise USA: Verstehe ich nicht :(
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 15:14 Do 29.11.2007
Autor: MilkyLin

Hallo ihr

Also das Problem ist, ich habe keinen Wirtschaftsunterricht und muss nun für einen Uniaufnahmetest die Kreditkrise analysieren können (Ich meine die Subprime Krise)

Ich habe ganz große Schwierigkeiten, die Zusammenhänge zu verstehen und in meinem Umfeld kann mich keiner helfen- außerdem finde ich das im internet viel zu kompliziert.

Könnte mir jemand die Zusammenhänge mal erklären???

Im Internet zB steht oft: "Immobilienpreise stiegen in den USA jahrelang durch niedrige Zinsen an"

-> Warum, wenn die Zinsen doch eh niedrig waren???

Was genau ist jetzt eine Hypothek- in einfachen Worten erklärt?

Oh man, ich verstehe hier gar nichts. Dringend Hilfe benötigt!!! Vielen Dank

lg
MilkyLin




        
Bezug
Immobilienmarkt-Krise USA: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:36 Do 29.11.2007
Autor: Profdefrance

Hallo MilkyLin,

Eine Hypothek ist eine dingliche Belastung eines Grundstücks durch Eintragung in das Grundbuch. Der Begünstigte hat ein Pfandrecht auf das Grundstück in Höhe seiner Forderung.
Also, nehmen wir an , du kaufst das Haus deines Nachbares  für 100.000 €. Dein Eigenkapital beträgt 20.000€. Es fehlen dir 80.000€. Du findest eine Bank , die bereit ist dir das Geld als Kredit zum Kauf des Hauses zu Verfügung zu stellen.  Beim Kauf des Hauses beim Notar wird eine Hypothek über die Valuta 80.000€ in das Grundbuch des Hauses Eingetragen. Sobald das geschehen ist, überweist die Bank 80.000€ an deinen Nachbar . Du überweist die restlichen 20.000€. Der Notar lässt dich in das Grundbuch beim Grundbuchamt, als Eigentümer eintragen.
Du zahlst dein Kredit z. B. mit  1% Tilgung und 5 % zinsen, in der Regel ca. 31 Jahren an die Bank zurück.
Erst wenn du Schuldenfrei bist, kriegst du die Genehmigung der Bank, die Hypothek aus dem Grundbuch löschen zu lassen.

Immobilienpreise stiegen in den USA jahrelang durch niedrige Zinsen an"
Rechnen wir ein wenig aus meinem Beispiel oben nach.
Deine monatliche Belastung, um dein Kredit zu zahlen wäre gewesen:
(80.000*6%):12Monate=400€
Wäre der Zinssatz höher gewesen z.. 12% , wäre deine monatliche Belastung:
(80.000*13%):12 Monate=866,67€ . Bei dieser Belastung hättest du das haus nicht gekauft.
DARAUS FOLGT: JE NIEDRIGER DER ZINSSATZ, DESTO MEHR LEUTE KÖNNEN SICH EINE IMMOBILIE LEISTEN.
Das ist in den USA der Fall gewesen.  Jetzt steigt der Zinssatz  wieder kräftig an. Die Käufer sind insolvent  geworden(können den Kredit nicht mehr zahlen). Die Verbraucher sind Pleite. Die Banken bekommen zwar das Haus als Pfand, wenn es aber zu viele Häuser sind, ist es ein Problem, weil Banken nur Platz für Geld und nicht für so viele Häuser in ihrem Safe habe. Die Banken bekommen einen Liquiditätsproblem, weil sie kein Geld mehr von ihren Schuldner bekommen. Die Häuser können sie nicht veräußern, weil die Kredite zu teuer sind. Die Katze beißt sich am Schwanz.
Die Krise ist deshalb international geworden, weil die US Banken sich im Ausland (z.B. Deutschland) refinanziert haben. D. h. sie haben ihre Kredite an ausländischen Banken verkauft.
Es droht eine internationale Liquiditätskrise ( zu wenig Bargeld im Umlauf).
Sie amerikanische und EU Zentralbanken, haben zig Milliarden € im Umlauf gebracht um die Krise abzuwenden. Aber es reicht vielleicht nicht aus. Es brodelt z. Z.
Ich hoffe ich konnte dich etwas unterstützen.
Viele Grüße
Profdefrance




Bezug
        
Bezug
Immobilienmarkt-Krise USA: kleiner Nachtrag
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 00:53 Sa 01.12.2007
Autor: VNV_Tommy

Hallo MilkyLin,

zu dem, was unser Prof hier schon erwähnt hat, möchte ich noch ein wenig beifügen:

Vor nicht mal einem Jahr war es in Amerika nicht allzu schwer an einen Kredit zu Finanzierung eines eigenen Hauses zu kommen. Die Banken gaben bereitwillig jedem einen Baukredit, der ihn verlangte, unabhängig davon, ob derjenige ihn jemals zurückzahlen könnte. Um diese bewilligten Kredite finanzieren zu können gaben die Banken ihrerseits sogenannte ASBs (Asset Backed Securities=forderungsbesicherte Wertpapiere) an willige Investoren aus. Das bedeutet, dass die Bank die Forderungen, die sie gegenüber der Hypothekenschuldner (also der Häuslebauer) an andere Leute (Investoren) verkauft. Dafür, dass die Investoren Geld zur Verfügung stellten erhielten sie einen Zins. Dieser wurde widerum durch die eigentlichen Hypothenschuldner gezahlt. (Bildlich dargestellt gaben die Häuslerbauer einen Kuchen an de Banken, welcher die Tilgung des Hypothekendarlehens und die Zinsen enthielt. Die Banken nahmen sich einen Teil des Kuchens, nämlich die Tilgung und einen Teil der Zinsen und gaben den Rest des Kuchens an die Investoren weiter).

Das Ganze funktionierte eine Weile recht gut. Die Banken vergaben Baukredite, Investoren finanzierten diese und Amerikaner bauten Häuser. Bis man feststellte, dass es viel mehr Häuser gab, als überhaupt benötigt wurden. Durch das Überangebot an Häusern sank der Verkaufspreis für eben diese. Das war schelcht für eine Vielzahl von Häusle-Bauern, denn die hatten mit einem permanent steigendem  Häuserpreis gerechnet (die wollten ihre gebauten Häuser nicht bewohnen, sondern gewinnbringend verkaufen!). Durch den fallenden Preis am Immobilienmarkt kamen viele Amerikaner nun nicht zum erhofften Geldsegen. Das war jetzt ein bisschen blöd,denn die Häusler-Bauer hatten sich ja bei der Bank mit Krediten verschuldet. Die Folge: Viele Amerikaner konnten ihre Zinsen und Tilgungen nicht zahlen. Die Zahlungsunfähigkeit sendete Signale an andere Investoren, die ja nun befürchten mussten, dass ihre Zahlungen ebenfalls ausbleiben würden. Als Reaktion daraus versuchten diese ihre Investitionen wieder rückgängig zu machen, was wiederum negative Signale an den Markt sendete. Noch mehr Investoren sprangen ab und der Preis fiel weiter.

Wie konnte dies auf den internationalen Finanzmarkt ausufern?

Nun, die Investoren, welche durch den Erwerb von ASBs die Kreditfinanzierung möglich machten waren nicht vorrangig private Personen wie du und ich, sonder vielmehr institutionelle Anleger, wie z.B. große Banken. Eine Bank, die sich damit hoch verschuldet hatte war die Landesbank von Sachsen (Sachsen LB). Um diese zu retten, wurde sie von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aufgekauft. Diese befindet sich aktuell aber auch nicht auf dem besten Weg, da das Engagement der Sachsen LB wohl über die gemachten Angaben hinaus ging.
Da Kredite von den Häusle-Bauern nicht bedient wurden, gingen auch die Banken leer aus und mussten Abschreibungen in Milliardenhöhe eingestehen.

Obwohl nur wenige Banken von der Krise direkt betroffen sind, vertrauen sich die Banken untereinander nicht sehr und vergeben sich (das Interbankengeschäft kommt zum erliegen) und auch anderen dadurch keine Kredite mehr. Durch die fehlende Bereitschaft der Banken Kredite zu vergeben kommt aber auch die Wirtschaft zum erliegen, da Unternehmen keine Investitionen mehr tätigen können.

Somit hat die Zahlungunfähigkeit vom geldgierigen Farmer Bob aus Kansas einen entscheiden Beitrag dazu geleistet, dass in Europa wenig reinvestiert werden kann. (überspitzt dargestellt)

Das Thema ist relativ komplex. Ich denke, durch eine so kurze Darstellungsweise wie wir sie dir hier gegeben haben ist es wohl kaum zu verstehen. Für einen ersten Einstieg sollte es aber reichen. Einen relativ kompakten Umriss der bisherigen Geschehnisse findest du in einem Artikel der FAZ vom 24.11.2007.

Gruß,
Tommy




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