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Wahnsinn oder Methode?: 7. Beethoven, Interpretation
Status: (Umfrage) Beendete Umfrage Status 
Datum: 13:37 So 26.02.2017
Autor: Diophant

Hallo zusammen,

wenn ich richtig gesehen habe, ist es drei Jahre her, dass in diesem Unterforum zuletzt eine Frage eingestellt wurde.

Meine Frage richtet sich an alle User hier, die Interesse an Klassik haben. Und zugegeben: den Titel habe ich absichtlich etwas reißerisch gewählt, in Anlehnung an die Anekdote, dass Carl Maria von Weber nach der Uraufführung der 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven (die Beethoven selbst geleitet hat) dafür plädiert haben soll, selbigen dauerhaft in einer geschlossenen Anstalt unterzubringen...

Aber mein Anliegen ist nicht die (Werk-)Interpretation der Sinfonie selbst, sondern die folgende

[]Interpretation

durch das Dänische Radiosinfonieorchester unter []Rafael Frühbeck de Burgos würde ich gerne - sofern dies überhaupt auf Interesse stößt, hier diskutieren.

Als junger Mensch habe ich Frühbeck de Burgos mehrmals 'live' erlebt und wenn ich ehrlich bin: ich konnte damals die Tiefe seiner Musikalität nicht erfassen. Vor einiger Zeit habe ich den YouTube-Kanal des DRSO entdeckt und dort unter anderem die verlinkte Aufnahme. Sie ist für mich aus heutiger Sicht eines der faszinierendsten Erlebnisse Beethoven'scher Musik, die ich je hatte.

Wie sehen das andere, und worin besteht das besondere, das Eigene dieser Interpretation?

Wie gesagt: falls das auf Interesse stößt, würde ich mich natürlich freuen. Für den Fall könnte man aus meiner Frage eine Umfrage machen.

Ansonsten nehmt es als Sonntag-Nachmittags-Beschäftigung oder lasst es in den Tiefen des Forums versinken...


Gruß, Diophant
 

        
Bezug
Wahnsinn oder Methode?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 10:53 So 05.03.2017
Autor: hippias

Ich finde die von Dir verlinkte Aufnahme schön, aber mir fehlt es am technischen Verständnis von Musik, um zu verstehen, ob dabei Wahnsinn waltet oder nicht.  

Bezug
                
Bezug
Wahnsinn oder Methode?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 11:25 So 05.03.2017
Autor: Diophant

Hallo hippias,

schön, dass du dir die Aufnahme angehört hast und sie dir gefallen hat.

> Ich finde die von Dir verlinkte Aufnahme schön, aber mir
> fehlt es am technischen Verständnis von Musik, um zu
> verstehen, ob dabei Wahnsinn waltet oder nicht.

Darum geht es ja nicht wirklich (der Titel war halt ein Wortspiel oder wenigstens der Versuch eines solchen). Bei der Exegese dieser Sinfonie gibt es im Wesentlichen zwei Richtungen. Die einen sehen sie im politischen und gesellschaftlichen Kontext des Russland-Feldzugs von Napoleon 1812 und der Völkerschlacht im Jahr darauf, die anderen folgen Richard Wagner, der sie als 'Apotheose des Tanzes' bezeichnet hat (ich persönlich ziehe die erste Variante vor).

Auf jeden Fall ist das Stück in den Ecksätzen wegen seiner 'Wildheit' ziemlich heikel. Und das ist in dieser Aufnahme besonders gut umgesetzt, ohne dass es im Orchester zu wirklich kritischen Situationen gekommen wäre (im letzten Satz schauen sich Solo-Oboe und Solo-Flöte mal kurz ziemlich entsetzt an, aber hörbar passiert ist da nichts).

Und das ist schon erstaunlich. Zwar ist das DRSO ein richtig gutes Orchester, aber das bekommt in der Form nicht jeder Dirigent so hin, auch nicht mit einem Spitzenorchester. Ich habe selbst lange genug Orchester gespielt, um das beurteilen zu können (und auch Frühbeck de Burgos hat es nicht immer hinbekommen siehe dazu die Aufnahme der 9. Beethoven aus der gleichen Reihe). Wenn du da irgendwo als Streicher mittendrin sitzt, dann ist es in den lauten Passagen etwa im Finale einfach nur noch laut und schnell und die einzige Chance, nicht aus dem Takt zu kommen, ist das wenige an Rhythmus, was man noch mitbekommt und der Dirigent.

Und um den ging es mir ja: Frühbeck de Burgos hat als Dirigent recht wenig an Gestik gezeigt, hat sich sozusagen überhaupt nicht als Pultstar geriert sondern war eher der 'Kapellmeistertyp' mit einem unheimlich präzisen Schlag.

Und das ist für mich das geniale an dieser Aufnahme: hier ist selten gut gelungen, was sinfonische Musik eigentlich sein sollte. Nämlich nicht ein Haufen von Musikern, die die Ideen eines Dirigenten reproduzieren, sondern ein Ensemble aus einzelnen Menschen, die sich, jeder auf seine Weise, hinter der Idee des jeweiligen Stückes versammeln und so, dieser Idee folgend, zu einer homogenen und konsistenten Interpretation finden. Und dazu braucht es einen solchen Dirigenten, der neben präziser Technik auch besondere menschliche Fähigkeiten mitbringt. Besonders berührend ist in diesem Zusammenhang auch noch, dass Frühbeck de Burgos zum Zeitpunkt dieser Aufnahme bereits todkrank war. Und das ist schon erstaunlich, dass jemand in diesem hohen Alter und in dieser gesundheitlichen Lage noch solche Energie und solche Begeisterung zu entfesseln im Stande war.

Das sind so grob meine Ideen zu dieser Interpretation. Um über den Menschen Rafael Frühbeck de Burgos noch ein wenig mehr zu erfahren, kann ich []dieses englische Interview empfehlen.


Gruß, Diophant 

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Wahnsinn oder Methode?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 10:39 Do 17.05.2018
Autor: Jacqualine

Moin,
Danke für Links, interessant

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Wahnsinn oder Methode?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 11:22 Do 17.05.2018
Autor: Diophant

Hallo,

> Moin,
> Danke für Links, interessant

Gerne. Mich würde deine Meinung zu dieser Interpretation interessieren.


Gruß, Diophant

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Wahnsinn oder Methode?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 19:28 Di 23.11.2021
Autor: Jinaspeters6571

du stellst interessante Fragen, das lasse ich mir mal durch den kopf gehen.

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