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Was bedeutet das?: HC Artmann
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 18:58 Do 22.11.2007
Autor: Aristoteles

Aufgabe
Der vulgäre Habitus des Dialekts sprengt das Zelebrierende der Hochsprache, zieht niederstes und gewöhnliches Sprachgut in die Dichtung ein, gibt aber zugleich einem höchst artifiziellen Kunstwillen seinen Spielraun.

Die exotischen Schriftbilder wollen die Aufmerksamkeit des Lesers auf jedes einzelne Wort lenken, die kuriosen Buchstabengebilde aber verätseln das Wort und rauben ihm seine Vertrautheit!

Da sich das auf ein Gedicht Artmanns beziet "blauboad1" möchte ich gerne wissen was das auf "deutsch" heißt.

ich kann mit diesen vielen wörtern einfach nichts anfangen und daher diese zeilen auch nicht interpretieren.

bitte helft mir weiter.

        
Bezug
Was bedeutet das?: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 19:12 Do 22.11.2007
Autor: espritgirl

Hallo Aristoteles [winken],

> Der vulgäre Habitus des Dialekts sprengt das Zelebrierende
> der Hochsprache, zieht niederstes und gewöhnliches
> Sprachgut in die Dichtung ein, gibt aber zugleich einem
> höchst artifiziellen Kunstwillen seinen Spielraun.

vulgärer Habitus = Vulgärsprache, die man als einen Sprachstil bezeichnet, der nach vorherrschender Meinung als in abstoßender Weise derb und ordinär wahrgenommen wird. Ein vulgäres Wort bezeichnet man als Vulgarismus (oder seltener als Vulgarität).

Dadurch wird die Hochsprache in den Hintergrund gerückt, die Dichtung ist nicht mehr so nivveauvoll wie früher, und wirkt sehr künstlich (artifiziell=künstlich)

> Die exotischen Schriftbilder wollen die Aufmerksamkeit des
> Lesers auf jedes einzelne Wort lenken, die kuriosen
> Buchstabengebilde aber verätseln das Wort und rauben ihm
> seine Vertrautheit!

Besondere Schriftarten lenken die Aufmerksamkeit des Lesers auf jedes einzelne Wort, dadurch kann es aber sein, dass wir sie nicht mehr erkennen und uns fremd werden.


Ich hoffe dir konnte das helfen?


Liebe Grüße,

Sarah :-)

Bezug
                
Bezug
Was bedeutet das?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 19:34 Do 22.11.2007
Autor: Aristoteles

hi

ja danke.
jetzt hab ichs verstanden!
#

Bezug
        
Bezug
Was bedeutet das?: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 19:50 Do 22.11.2007
Autor: Amano

Hi !
> Der vulgäre Habitus des Dialekts sprengt das Zelebrierende
> der Hochsprache,

Das Zelebrierende der Hochsprache ist wie ein Fest, bei dem alle den Ablauf kennen und sich an die Regeln halten, damit das Fest auch glatt ablaeuft. Die Hochsprache also das Hochdeutsche ist an Formen gebunden und davon abhaengig, dass sich alle an die Regeln der Sprache halten. Ist dies nicht der Fall, gleitet das Fest aus der Bahn.

Ebenso ist der Effekt, wenn ein Dialekt das Gewoehnliche in die Hochsprache mit hineinmischt. Dadurch verliert das Hochdeutsche an seiner Eleganz und Feinheit.

>zieht niederstes und gewöhnliches

> Sprachgut in die Dichtung ein, gibt aber zugleich einem
> höchst artifiziellen Kunstwillen seinen Spielraun.

Die Dichtkunst ist ein sich selbst aufgezwungener Wille, ein Kunstwerk zu schaffen. Denn niemand auch nicht diejenigen, die HOchdeutsch sprechen, druecken sich in Reimen oder sonstiger Gedichtform aus.Damit ist Dichtung an sich kuenstlich. Wenn nun Gedichte im Dialekt verfasst sind, hat man dennoch ein Kunstwerk. Dialektgefaerbte Gedichte sind Kunstwerke, die sich an die Regeln der Kunst halten.

> Die exotischen Schriftbilder wollen die Aufmerksamkeit des
> Lesers auf jedes einzelne Wort lenken,

Woerter, die den Klang eines Dialekts widergeben, erscheinen dem Leser exotisch fremd. Dadurch lenkt der Autor die Aufmerksamkeit des Lesers auf jedes einzelne Wort. Denn durch das ungewoehnliche Schriftbild muss man sich genauer mit jedem einzelnen Wort auseinandersetzen.
>die kuriosen

> Buchstabengebilde aber verätseln das Wort und rauben ihm
> seine Vertrautheit!

Ein Effekt davon ist, dass man durch das fremde Schriftbild auch das Gefuehl bekommt, den Inhalt des Wortes nicht mehr recht zu kennen. Das Wort ist einem nicht mehr so vertraut wie sonst.


Der Text besagt eigentlich nur auf schwulstige Weise, dass es einen Kontrast zwischen gewoehnlicher Dialektsprache und dem Regelwerk von kunstsprache gibt, wenn man ein Gedicht in Dialekt verfasst.

Ehrlich gesagt, finde ich das Kommentar ziemlich daemlich. Es geht naemlich davon aus, dass ein Dialekt nicht an Sprachregeln gebunden ist und einfach so aus Gewohnheit dahingewatscht wird.

Naja, da musste einer wohl unbedingt ein Kommentar schreiben und die Zeilen fuellen.

LG
Amano

Bezug
                
Bezug
Was bedeutet das?: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 14:34 Fr 23.11.2007
Autor: Aristoteles

hey danke für die sehr gute interpretation!!!

Bezug
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